Die Geschichte der Uhrenstadt Glashütte
Der Ortsname „Glashütte“ deutet mit hoher Wahrscheinlichkeit darauf hin, dass es in der kleinen Ansiedlung am Zusammenfluss von Müglitz und Prießnitzbach eine Glashütte gegeben hatte, welche vermutlich bei dem Hussitensturm auf die Region um 1429 zerstört und nicht wieder errichtet wurde. Leider sind bis heute noch keine Spuren gefunden worden. Erstmals wurde der Ort Mitte des 15. Jahrhunderts urkundlich erwähnt, als das "Berggeschrey" die Menschen in diese Gegend zog, die man einst "Fergunna" (dunkler Wald) bezeichnete. Wer heute durch Glashütte läuft, wird über dem Eingangsportal des Rathauses einen aus Stein gehauenen Bärenkopf sehen, er soll die Wildheit der Natur dieser Zeit erahnen lassen.
Die Silberfunde waren für damalige Verhältnisse reichlich, die Bevölkerung wuchs und an die 150 Jahre konnten die Menschen hier gut leben.
Herzog Georg von Sachsen, auch heute noch als „Georg der Bärtige“ bekannt, verlieh am 10. Februar 1506 dem kleinen Ort Glashütte das Berg- und Stadtrecht. Dem Landesfürst stand damals das Nutzungsrecht und ein Teil der Silbererzfunde zu, deshalb war dieser an der Entwicklung solcher Bergstädte stets interessiert.
Doch dann überzogen Kriege und Seuchen das Land, auch Glashütte blieb nicht verschont. Der Bergbau kam immer mehr zum Erliegen und die Ausbeute war gering. Not und Elend bestimmten das Dasein. Das Strohflechten war vielfach der einzige Erwerbszweig für die Familien, zumal die Gebirgslage nur kleinflächige, karge Landwirtschaft zuließen.
Diese Notstandssituation im Erzgebirge bewegte die sächsische Staatsregierung Anfang der 1840er Jahre, einen Appell an Fachleute zu richten, in diesen Gebieten eine Industrie aufzubauen. Für Glashütte war es ein Glücksumstand, dass sich der Uhrmachermeister Ferdinand Adolph Lange, Schwiegersohn des Dresdner Hofuhrmachermeisters Johann Christian Friedrich Gutkaes, unsere Stadt erwählte und am 7. Dezember 1845 mit 15 Lehrlingen begann, Taschenuhren zu produzieren. Der Grundstein für den Siegeszug eines neuen Industriezweiges war gelegt.
F. A. Lange zog weitere hervorragende Fachleute nach Glashütte, die selbständige Uhrenfabrikanten wurden und mit dazu beitrugen, dass Glashütte Weltruhm erlangte.
Einer davon soll hier erwähnt werden: Moritz Großmann. Er war nicht nur Uhrenfabrikant, sondern auch ein glänzender Theoretiker, der mit seinen Schriften im In- und Ausland berühmt wurde. Sein persönliches Engagement für die Stadtgemeinde wurde durch eine Vielzahl von übernommenen Ehrenämtern unterstrichen. Ihm ist es vor allem zu verdanken, dass am 1. Mai 1878 die Deutsche Uhrmacherschule eröffnet werden konnte. Ein neues Schulgebäude war 1881 errichtet und später erweitert worden. Die Uhrmacherschule erhielt 1950 den Status einer Fachschule. Zunächst „Fachschule für Feinmechanik Glashütte“, wurde sie ab 1957 „Ingenieurschule für Feinwerktechnik“. Nach umfangreicher Rekonstruktion konnte in diesem Haus 2008 das Deutsche Uhrenmuseum Glashütte eröffnen.
Neben der Uhrenindustrie blühten weitere Industriezweige der Feinmechanik auf. Viele wissen bestimmt nicht, dass die erste serienmäßig hergestellte deutsche Rechenmaschine in Glashütte ihren Ursprung hatte. Arthur Burkhardt produzierte diese in seiner Firma. Weitere Unternehmen, wie die Rechenmaschinenfabrik „Saxonia“ und „Archimedes“, folgten. Auch Schreibmaschinen stellte man ab den 1920er Jahren bis 1991 her.
In Glashütte wurden und werden also nicht nur Uhren gefertigt. Der Begriff „Uhrenstadt“ muss erweitert werden: Glashütte – Stadt der Uhren und der Feinwerktechnik.
Natürlich bestimmt auch in der Gegenwart die Uhr den Weltruf von Glashütte. Heute produzieren wieder neun namenhafte Fabrikanten, welche die Tradition der anspruchsvollen handwerklichen Uhrenfertigung fortsetzen und damit Glashütte als Standort hochfeiner mechanischer Armbanduhren weltweit bekannt machen.
Der Name Glashütte spricht für höchste Präzision bei den bestehenden und neu gegründeten Uhren- und feinmechanischen Betrieben, für die seit Jahrzehnten existierende klein- und mittelständische Industrie sowie für alle Handwerks- und Gewerbetreibenden.
Ferdinand Adolf Lange
Am 18. Februar 1815 wurde Ferdinand Adolph Lange geboren. Der Erfinder, Unternehmer und Politiker gilt als Begründer der sächsischen Feinuhrmacherei.
Anlässlich seinen 200. Geburtstages entstand ein interessanter Film.