Glashütter Zukunftsprojekt 150.000 EUR für „Glashütte-Neustadt“

Am 5. Juni 2020 konnten Staatsminister Thomas Schmidt und Bürgermeister Markus Dreßler einen Vertrag zur Bereitstellung von 150.000 EUR für die Entwicklung einer Vision für die Stadt Glashütte unterzeichnen.
Die Mittel stammen aus dem simul+ Wettbewerb des Freistaats Sachsen und stehen bis Mai 2022 zur Verfügung.
Ziel der Stadt Glashütte ist es mit diesen Mitteln einen Impuls zur Gewinnung neuer Einwohner zu setzen. Diese werden auch benötigt, um dem bereits erkennbaren Fachkräftemangel der vielen erfolgreichen Unternehmen in der Region zu begegnen. Die Vertragsunterzeichnung fand entsprechend beim renommierten Uhrenhersteller NOMOS Glashütte statt. Der Mitinitiator des Projektes und stellv. Bürgermeister Uwe Ahrendt informierte den Minister über die erfolgreiche Entwicklung der Uhrenindustrie in den vergangenen Jahren, den gewachsenen Arbeitskräftebedarf und natürlich auch über Produkte aus der Manufaktur.
Glashütte zählt zum ländlichen Raum. Die Stadt hat seit 1990 über 20 % der Einwohner verloren. Die aktuellen Bevölkerungsprognosen sehen einen weiteren erheblichen Bevölkerungsrückgang vor. Dies führt zu reduzierter Kaufkraft, zu einer Verstärkung des Fachkräftemangels, zu einem Rückgang der Einnahmen der Stadt, zu weniger Mitgliedern in Feuerwehren und Vereinen und nicht zuletzt zu einem „Verlustgefühl“. Gleichzeitig wachsen die Einwohnerzahlen in Dresden und Umgebung, es wird eng in Dresden und Wohnraum wird dort immer knapper und teurer.
Der Suche nach Ideen und Möglichkeiten zum Ausgleich dieser widersprüchlichen Entwicklungen widmet sich das Projekt „Glashütte Neustadt“. In einem ersten Schritt soll mit wissenschaftlicher Unterstützung valide ermittelt werden, welche konkreten Voraussetzungen erfüllt, welche infrastrukturellen Voraussetzungen und Angebote entwickelt werden müssen, um eine hinreichend große Anzahl von neuen Einwohnern für ein Leben in Glashütte zu begeistern. Es gilt zu ermitteln, welche „Anforderungen“ die jeweiligen Zielgruppen haben, z. B. ob Mehrfamilienhäuser oder Einfamilienhäuser „gewünscht“ sind, welche ÖPNV Anbindung notwendig ist, welche Dienstleistungsangebote mindestens vorhanden sein müssen und welche öffentliche Infrastruktur „Bedingung“ für eine Entscheidung für ein Leben in Glashütte ist. Für diese entscheidende Basis ist eine Zusammenarbeit mit der TU Dresden angestrebt. Darauf aufbauend ist dann zu untersuchen, ob, wo und wie die ermittelten Voraussetzungen erfüllt werden können. Dabei gilt es, nachhaltige und wirtschaftlich tragfähige Ideen zu entwickeln.

Ein Ansatzpunkt soll die Prüfung der Entwicklung eines neuen Ortsteils sein, der den Bedürfnissen der Zielgruppe entspricht. Ein solcher neuer Ortsteil kann mutige, moderne Möglichkeiten eröffnen, die im Bestand an räumliche Grenzen und auch dem nachvollziehbaren Wunsch, Gewohntes zu bewahren, stößt.

„Glashütte hat sich ein großes Ziel gesetzt: Die Stadt will junge Menschen für das Kleinstadtleben im ländlichen Raum begeistern, Bleibeperspektiven aufzeigen und Zuzügler anlocken. Vorhaben wie diese, die einen außergewöhnlichen Lösungsweg wählen, sind genau die Ideen, die wir im simul+ Wettbewerb suchen: kreativ, lokal passgenau, nachhaltig und die Menschen einbeziehend. Ich freue mich schon jetzt auf die ersten Ergebnisse“, sagte Staatsminister Thomas Schmidt.

Das Projekt soll praktische Ideen liefern und helfen, den vorausgesagten demographischen Trend umzukehren. Auf der Grundlage der Ergebnisse soll mit Investoren, Fördermittelgebern und Genehmigungsbehörden an der Umsetzung der Ideen gearbeitet werden. Darüber hinaus soll das Projekt einen Perspektivwechsel ermöglichen. Ziel ist, die Einwohner in Glashütte für Veränderungen, neue Wege und neue Einwohner zu begeistern und eine positive, optimistische Willkommenskultur für neue Einwohner zu entwickeln. Entsprechend werden die Einwohner in den Erarbeitungsprozess aktiv eingebunden. Gleichzeitig gilt es generell, ein neues, positives Bild vom Leben jenseits der großen Städte zu zeichnen, die vorhandenen Vorteile der Region herauszustellen und neue Angebote zu entwickeln. Das geplante gemeinsame Standortmarketing der Stadt Altenberg und der Stadt Glashütte kann diesen Prozess ergänzen.

Glashütte und seine Ortsteile bieten bereits heute ein Leben inmitten einer intakten Natur, schnelles Internet in nahezu allen Haushalten, gute und ausreichende Kinderbetreuungsangebote, lebendige Orte mit Sport- und bunten Vereinsangeboten, attraktive Arbeitsplätze und dies alles nur 20 km vor den Toren der Stadt Dresden, die mit der Müglitztalbahn in 45 Minuten zu erreichen ist. Zusätzliche Einwohner können zusätzliche Angebote, Läden, Gaststätten oder auch zusätzliche öffentliche Infrastruktur, z. B. eine Oberschule, ermöglichen. In einem neuen Ortsteil können diese Angebote nachhaltig und an den Bedürfnissen der neuen, jungen Generation entsprechend entwickelt werden. Von diesen zusätzlichen Angeboten profitieren dann alle Einwohner der Region.

Die Maßnahme „Neustadt Glashütte – nachhaltiges, modernes und zukunftsfähiges Leben im ländlichen Raum“ wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes. Sie wurde beim simul+ Wettbewerb – Ideen für den ländlichen Raum prämiert.